Frankfurter Polizeipräsident a.D, Gerhard Bereswill über die Sicherheit in unserer Stadt

Dass das Leben und der Aufenthalt in Frankfurt am Main und speziell im Frankfurter Bahnhofsviertel besonders gefährlich sei, ist eine „story“, welche die Medien im Lande immer wieder gerne auftischen, aber sie entspricht nicht der Realität. Es ist richtig, dass es, speziell, was die Situation in der Niddastraße betrifft, noch viel zu tun gibt, aber dass man das Viertel meiden müsse und dass man sich in Gefahr begäbe, wenn man den Stadtteil besucht, ist ein Märchen, gegen das man medial vorgehen muss.

Ich habe unseren Polizeipräsidenten, Herrn Gerhard Bereswill, darum gebeten, diesbezüglich einen Text über die Stellung unserer Stadt im Kriminalitäts-Ranking unseres Landes zu schreiben und ich lade alle, die über Frankfurt berichten, mit der Zustimmung unseres Polizeipräsidenten, herzlich dazu ein aus seinem folgenden Text, den er für die Webseite des Bahnhofsviertels verfasst hat, nach Herzenslust zu zitieren. Ich bedanke mich an dieser Stelle, dass ich den Text hier veröffentlichen darf.

Oskar Mahler


Frankfurt am Main im Großstädtevergleich

Unser Frankfurt am Main ist nach Einwohnern die fünftgrößte Stadt Deutschlands. Sie ist die einzige dieser fünf Metropolstädte, die – hinter Köln, München, Hamburg und Berlin – die Millionen-Einwohner-Grenze noch nicht überschritten hat. Dennoch darf sie sich bereits jetzt als „Millionenstadt“ fühlen. Nicht nur, dass in keine andere Metropolstadt in Relation zu ihrer Einwohnerzahl so viele Menschen pendeln, um ihre Arbeitsstellen aufzusuchen, auch sind unsere Zahlen von Flugreisenden und Messebesuchern konkurrenzlos in Deutschland. Selbst bei den touristischen Zahlen der Gästeankünfte rangiert Frankfurt am Main auf Platz vier der meistbesuchten Städte. In Summe halten sich täglich über 1,2 Millionen Menschen bei uns auf.

Die Personenzahl, die das städtische Leben bestimmt, wirkt sich natürlich auch auf die Anzahl an Menschen aus, die Opfer und Täter von Straftaten werden können. Auch die Anziehungskraft der florierenden Metropole selbst hat Auswirkungen, insbesondere bei den sogenannten Kontrolldelikten: Ladendiebstähle durch reisende Tätergruppen in den vielen Kaufhäusern und Geschäften, ausländerrechtliche Verstöße und Urkundendelikte durch illegal Einreisende am Flughafen und am Hauptbahnhof, Betäubungsmittelverstöße und gerade Beförderungserschleichung in unserem sehr guten Nahverkehrsnetz, das gut eine halbe Million Menschen täglich in Frankfurt am Main bewegt. Keine andere Metropolstadt hat einen so hohen Kontrolldeliktanteil an der Gesamtkriminalität wie Frankfurt am Main. Das hat Auswirkungen.

Der Vergleich der Kriminalität einer Stadt wird üblicherweise über die Häufigkeitszahl gezogen, also über die Anzahl registrierter Straftaten pro 100.000 Einwohner. Regelmäßig belegt Frankfurt am Main einen vermeintlich unrühmlichen ersten Platz als Großstadt mit der höchsten Straftatengefährdung Deutschlands. Stets habe ich betont, dass sich die Kriminalität einer Stadt nicht über einen einzigen Quotienten beurteilen lässt. Es werden „Äpfel mit Birnen“ verglichen. Nur unter Einbezug beispielsweise von Pendlerraten, Touristen- und Messebesucherzahlen sowie der Rate der Kontrolldelikte durch die Sicherheitsbehörden kann ein realistischer Vergleich getroffen werden. So ist beispielsweise der Frankfurter Flughafen ein nicht zu unterschätzender Faktor – in seiner Dimension ist er einzigartig in Deutschland und im Gegensatz zu manch einer anderen Metropolstadt liegt er im Geltungsbereich der Polizeilichen Kriminalstatistik unserer namensgebenden Stadt. 18,3 % der in der Stadt registrierten Delikte – überwiegend Kontrolldelikte – werden am Flughafen registriert, die voll in die Polizeiliche Kriminalstatistik einberechnet werden, während der Stadtteil Flughafen selbst nur etwas mehr als 200 Einwohner in die Berechnung des Quotienten einbringt.

Für das Jahr 2016, als bekannt wurde, dass Frankfurt am Main im Großstädtevergleich entgegen des gewohnten „Spitzenplatzes“ Platz vier belegte, wurde mir mehrfach, teilweise begeistert, gratuliert und die Polizei Frankfurts für ihre Arbeit hoch gelobt. Dem Lob für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schließe ich mich gerne an, denn ich bin ebenfalls der Meinung, dass meine Kolleginnen und Kollegen auf den Revieren, in den Kommissariaten und auch im Serviceleistungsbereich einen hervorragenden Job machen, doch nicht maßgeblich aufgrund einer gesunkenen Häufigkeitszahl. Bereits unter Abzug der Kontrolldelikte aus dem Quotienten der Häufigkeitszahl lag Frankfurt am Main im Jahr 2016 nur auf Platz neun im Ranking der vierzehn Metropolstädte der Bundesrepublik Deutschland.

Auch im Jahr 2017, in dem wir mit unbereinigten Zahlen wieder an der Tabellenspitze rangieren, liegen wir eigentlich auf Platz sieben. Sie sehen daran, Frankfurt am Main war bereits zuvor und ist auch aktuell sicherer, als sein Platz in der Polizeilichen Kriminalstatistik nach Bewertung der Häufigkeitszahlen vermuten lässt.

Gerhard Bereswill, Polizeipräsident a.D.